Begegnung mit Wildpferden
Schon bevor ich meine Reise nach Portugal angetreten habe, war ich sehr gespannt wie es wohl sein würde auf wilde Pferde zu treffen.
Im einzigen Nationalpark des Landes, dem Peneda-Geres im Norden Portugals sind die Garranos beheimatet. Nur sehr wenigen wird dieses Rasse ein Begriff sein, verbindet man doch den Lusitano mit Portugal.
Die Garranos tragen das Erbe des iberischen Ponys in sich und waren eine sehr lange Zeit vom Aussterben bedroht. Nachdem der Mensch das kleine, kompakte und kräftige Pferd für seine Zwecke einsetzte, wurde der Bestand der frei lebenden Tiere zunehmend kleiner.
Seit 1940 versucht der portugiesische Staat nun die Rasse wieder auszuwildern und den Bestand konstant zu halten. Daher sieht man an den Wildpferden auch hin und wieder Chips oder sogar Brände, anhand derer die Vermehrung der Tiere dokumentiert wird.
Nachdem wir bereits einen zweiten Reittag im Nationalpark verbracht haben und es immer weiter in die Berge ging, näherten wir uns auch zunehmend den Wildpferden.
Die Natur um uns herum war in sattes grün getaucht, nicht umsonst trägt die Region im Norden Portugals den Namen "Costa Verde". Ein wahres Paradies für Wildpferde, aber auch für ihren natürlichen Feind, den Wolf. Dieser gehört neben dem Menschen, der jahrzehntelang durch die Domestizierung des Garranos seinen Bestand immens minimiert hat, zur größten Bedrohung der Rasse.
Gegen Mittag erreichten wir mit unseren Pferden den höchsten Punkt der Reise und machten Rast. Ich entschied mich die Pause nicht für ein Nickerchen zu nutzen, sondern stattdessen mit meiner
Kamera loszuziehen und die Wildpferde zu suchen.
Ich musste gar nicht weit gehen, und fand eine riesige Herde gleich wenige hundert Meter in einem Tal. Es war überwältigend. Noch hatten mich die Pferd nicht entdeckt und ich versuchte so leise
und unauffällig wie möglich immer näher an die Garranos heran zu kommen.
Gerade war Fohlenzeit, sodass sich mindesten zwanzig Fohlen und Jährlinge in der Herde tummelten. Als ich mich nah genug an die Pferde herangewagt hatte um einigermaßen gute Bilder machen zu
können, hatten mich die Garranos schon längst entdeckt. Einige von ihnen ließen sich nicht weiter von mir stören, andere hingehen schienen jede meiner Bewegungen genauestens zu beobachten um im
Falle einer Gefahr flüchten zu können.
Ich nahm mir viel Zeit und blieb einige Minuten einfach nur regungslos liegen. Die Herde wanderte ein Stück weiter, machte dabei aber einen Bogen um mich. Vor allem die Jährlinge waren sehr interessiert und trauten sich immer näher an mich heran.
Es war ein schönes Gefühl die Pferde so in Freiheit erleben zu dürfen. Aber es erinnert einen auch wieder daran, was der Mensch alles zerstört oder zerstören kann. Natürlich habe ich mich nach
der Mittagspause auch wieder auf mein domestiziertes Pferd gesetzt, das ein Leben lebt, welches der Mensch ihm vorgibt. Aber es war dennoch ein komisches Gefühl.
Auch wenn die Garranos ihr Leben in Freiheit in der wilden Natur genießen, haben auch sie kein einfaches Leben. Innerhalb der Herde werden Kämpfe um die Rangordnung ausgetragen, Pferde, die krank
oder schwach sind, werden zurück gelassen. Kein Tierarzt schaut ob, es den Pferden gut geht, ob sie Mängel haben, Schmerzen, oder genug zu fressen. Und auch vor ihren Feinden, wie dem Wolf,
können sie sich nur durch Flucht retten.
Als ich Abends von meinem Pferd absteige, es absattle, ihm zu fressen gebe und es über Nacht mit den anderen Pferde auf der Koppel lasse, hoffe ich, dass es glücklich ist. Auch wenn es nicht frei ist.
Hier findest du ein Video zu meiner Begegnung mit den Wildpferden während meiner Reiterreise in Portugal.
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